Monday, December 29, 2008

Das zweite Weihnachten

Am 26. Dezember haben wir uns noch einmal getroffen um gemeinsam essen zu gehen und Geschenke auszutauschen. Zuerst waren wir zu sechst im Musashi, unserem japanischen Stammlokal, essen.


Danach ging es weiter in die Wohnung von Jon und Youssef, wo wir die Geschenke ausgetauscht haben. Wie verabredet haben wir nur Kleinigkeiten geschenkt. Erstens da wir alle arme Studenten sind, und auch da wir den ganzen Kram ja irgendwann in unsere Heimatländer mitnehmen müssen. Ich habe folgende Geschenke vorbereitet gehabt:
  • Für Gijs die DVD von "Der mit dem Wolf tanzt". Da er sich für Sprachen interessiert, hat er mir unlängst von den Indianersprachen in dem Film erzählt. Nun kann er ihn sich mit koreanischen Untertiteln ansehen
  • Für Marco ein Puzzle, damit er was zu tun hat. Er hat unlängst gemeint, dass es langweilig ist alleine zu wohnen.
  • Für Jon ein Kinderbuch mit dem Titel "Tagebuch über das Leben auf einem Bauernhof", da Jon einmal ein paar Monate ein Praktikum auf einer Farm in den USA gemacht hat
  • Für Youssef ein Türschild mit der Aufschrift "Vorstandsvorsitzender" auf Koreanisch
  • Für Jay ein Handtuch mit dem Logo der Seoul National University (er will in Zukunft auf die Yonsei gehen, da musste ich ihn daran erinnern, welche Uni hier die beste ist) und zwei koreanische Lehrbücher, die ich hier im Wohnheim im Altpapierstapel gefunden habe
Von Jay habe ich ein Set Stifte im Design koreanischer Banknoten bekommen, von Marco ein neues Headset für den Computer (mein altes ist unlängst kaputt geworden), von Youssef eine koreanische Karte und von Gijs einen Block zum Vokabel lernen. Und Jon hat mir eine "Hundemütze" geschenkt. Eine Mütze mit dem Gesicht eines Plüschtierhundes drauf. Wenn man die aufsetzt, wirkt es als hätte man zwei Gesichter (eines davon ein Hundegesicht). Die Mütze war der Hit des Abends, da sie jeder aufsetzen wollte.
Gijs hatte sich auch die Mühe gemacht über jeden von uns ein kleines Gedicht zu verfassen. Jay hat jede Menge Bilder und Videos gemacht, ich werde sie demnächst reinstellen. Und dann auch das Gedicht veröffentlichen.


Später kamen noch ein paar andere Freunde vorbei und wir haben weitergefeiert. In unserer kleinen Runde ist die Sprache normalerweise Englisch, aber da einige Freunde nicht so gut Englisch können, haben wir dann wieder auf Koreanisch gewechselt. Nicht nur wir sind international, auch unsere Speisen und Getränke. Nach dem japanischen Abendessen hatten wir dänisches Weihnachtsbier, russische Schokolade, koreanische und spanische Kekse und taiwanesischen Annanaskuchen.


Wohnheimleben

Seit letzter Woche habe ich mein Zimmer hier im Wohnheim für mich alleine, da mein Mitbewohner wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Viel habe ich das Semester mit ihm nicht zu tun gehabt, da er meistens bis spät in die Nacht online Computerspiele gespielt hat. Ich frage mich wann er gelernt hat, denn ich habe ihn nur spielen gesehen. Und da seine Maus laute Clickgeräusche produziert hat, war das ein wenig lästig. Die meisten Koreaner sind abgereist, und auch von den Ausländern sind nur mehr wenige da, so dass es hier momentan ziemlich ruhig ist.

Hier eine der Waschküchen im Wohnheim:


Die Waschmaschinen:


Die Wäschetrockner:


Heute habe ich die Bestätigung bekommen, dass ich auch für nächstes Semester ein Zimmer im Wohnheim habe. Da werde ich dann wahrscheinlich aber in einem der neueren Gebäude wohnen.


Friday, December 26, 2008

Weihnachten

Wir haben einige Male überlegt, was wir zu Weihnachten machen sollen. Die Ideen reichten von einer Party im Officetel bis hin zu Essen gehen in einem guten Steakhaus. Wir haben dann aber beschlossen, dass es viel netter ist, wenn wir uns alle bei Marco treffen und gemeinsam feiern. Daher haben wir alle Freunde eingeladen und ausgemacht, dass jeder etwas zu Essen und Trinken mitnimmt.

Ich bin am Nachmittag auf den Markt bei mir in der Nähe gegangen und habe Essen gekauft. Jon hat mir am Abend zuvor noch mitgeteilt, dass er gerne Chokbal, das sind gebratene Schweinshaxen, essen will, also habe ich das gekauft. Und dazu noch kleine Pfannkuchen. Und jede Menge Plastikteller und Becher.

In Marcos Zimmer (meiner ehemaliger Wohnung) haben wir auch das zweite Bett auf den Balkon gestellt um mehr Platz zu haben. Nach und nach sind unsere Freunde eingetroffen und wir haben das Buffet aufgebaut. Wir hatten die eben erwähnten Schweinshaxen, Hühnchen, Oktopus-Pasta, jede Menge Salate und Gemüse, Reis und Weihnachtskekse aus Spanien, die uns Marcos Eltern geschickt hatten. Dazu gab es dann auch noch Schinken und Cognac aus Armenien, sowie Kekse aus den Niederlanden und aus Dänemark.



Koreaner essen zu Weihnachten offensichtlich gerne Torte. Am 24. waren die Bäckereien alle bis zur Decke hin vollgeräumt mit Weihnachtstorten. Das sind einfach normale Torten mit Schneemännern und so weiter drauf. Auch wir hatten einen Weihnachts Cheese-Cake, auf den sich Gijs schon sehr gefreut hat:

Insgesamt waren wir Leute aus mehr als 15 Ländern von 5 Kontinenten, die hier gemeinsam gefeiert haben. Darunter auch Studenten, die sonst kein Weihnachten feiern, da wir hier Freunde mit verschiedenen religiösen und kulturellen Hintergründen versammelt hatten. Es war ein wirklich sehr nettes Fest, und wir hatten jede Menge Spaß.



Und da Jay, der Mitbewohner von Gijs, wo anders übernachtet hat, hatte ich für diese Nacht dann sogar ein Bett und musste nicht auf dem Boden schlafen. Wobei so ein Boden dank der Fußbodenheizung sehr angenehm sein kann.

Am 25. Dezember haben wir uns erst einmal ausgeschlafen. Danach bin ich mit Gijs Essen gegangen und habe mich am späten Nachmittag mit Jon, Russo und Sopha getroffen und wir sind zum Rathaus gefahren. Dort haben wir noch ein paar andere Studenten getroffen und gemeinsam wollten wir Eislaufen gehen. Auch in Korea gibt es, so wie in Wien, vor dem Rathaus eine Eisfläche. Der Unterschied ist allerdings der Preis. Eintritt (inkl. Schlittschuhe ausborgen) kostet hier 55 Cent.

Leider waren wir nicht die Einzigen, die an diesem Weihnachtstag diese Idee hatten. Während die Eisfläche gerade präpariert wurde, hatte sich an der Kasse schon eine riesige Schlange gebildet. Als wir den Andrang gesehen haben und uns schnell kalt geworden ist, sind wir wieder davongezogen und sind gemeinsam in Sinchon Abendessen gegangen. Aber das Eislaufen ist nur aufgeschoben, wir werden es das nächste Mal an einem gewöhnlichen Wochentag probieren.


Das Einzige was bei unserer Weihnachtsparty gefehlt hat waren die Geschenke. Wir haben beschlossen das zu verschieben, da es komisch gewesen wäre, wenn nur manche Freunde Geschenke untereinander austauschen. Am 26. Dezember wird sich die "Kerngruppe" also Marco, Gijs, Jon, Jay, Youssef und ich gesondert noch einmal treffen und wir werden gemeinsam Essen gehen und dann kleine Geschenke austauschen. Die Bedingung, die wir ausgemacht haben, war, dass es kleine und lustige Geschenke sein müssen. Das heißt ich muss noch schnell welche finden, denn ich weiß noch nicht so genau was ich kaufen soll.

Sunday, December 21, 2008

Die Prüfungswoche

Jedesmal wenn ich gesehen habe, wie die koreanischen Studenten auch mitten in der Nacht noch im Lernraum sitzen, dachte ich, das werde ich schon nicht machen. Aber da wurde ich eines besseren belehrt. Die Prüfungswoche war dann doch recht intensiv. Am Wochenende davor habe ich noch zwei Arbeiten für meine China-Klasse fertiggestellt. Eine zum Thema "Erneuerbare Energie in China" und eine über "Die Zukunft der Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der EU". Das hat doch länger gedauert, als ich angenommen hatte, und so blieb mir am Wochenende nur wenig Zeit meine 12 seitige Arbeit für meinen Kurs über Internationale Wirtschaftsbeziehungen fertigzustellen. Für diese Arbeit habe ich Air China und Korean Air hinsichtlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit verglichen. Das bedeutete, dass ich zuerst ein Modell zur Analyse erstellen musste und mich dann ewig durch Geschäftsberichte (in Englisch und Koreanisch) kämpfen musste, um an das notwendige Datenmaterial zu gelangen. Da jede der beiden Firmen in ihren Unterlagen jedoch andere Währungen und Einheiten sowie teilweise verschiedene Berechnungsmethoden verwendete, musste ich die gefundenen Daten erst auf einen einheitlichen Standard bringen um sie vergleichen zu können. So gegen 5 Uhr in der Früh habe ich mich dann für 4 Stunden schlafen gelegt, und habe nach dem Aufstehen weitergearbeitet. Ich bin dann auch ca. 1 Stunde vor der Deadline fertig geworden und hatte daher noch ca. 30min Zeit den Stoff für die schriftliche Prüfung durchzugehen. Nachdem die Prüfung zu Ende war habe ich mich wieder an meine Unterlagen für den Ostasienkurs gesetzt, da wir am nächsten Tag dort die Prüfung hatten. So ist es wieder ca. 4 Uhr in der Früh geworden, als ich eingeschlafen bin. Nachdem ich am Mittwoch Vormittag noch einmal einige Daten herausgeschrieben habe, habe ich eine koreanische Freundin zum Mittagessen getroffen und danach die Prüfung geschrieben. Wieder im Wohnheim angekommen ging es an das Schreiben meiner Abschlussarbeit für den Kurs über die Koreanisch-Amerikanischen Beziehungen, deren Abgabedeadline Donnerstag 17 Uhr war. Da wir ja bereits eine Arbeit abgeben mussten, war diese Arbeit mit ca. 6 Seiten kürzer. Ich habe mich dann entschlossen gleich alles auf einmal zu schreiben und war so gegen halb vier in der Früh fertig damit. Am Donnerstag habe ich meine Zeit damit verbracht Weihnachtskarten zu schreiben und zu Mittag die Arbeit im Büro der Assistentin abzugeben. Damit war das Semester für mich vorbei und ich nach mehreren Tagen mit wenig Schlaf ziemlich müde. Doch am Abend stand noch die Semesterabschlussfeier der GSIS auf dem Programm. Die wird von der Studienrichtungsvertretung organisiert, es gibt ein Buffet und meherer Professoren waren auch da, so dass man in lockerer Atmosphäre plaudern konnte.

Nach dieser Feier gab es aber für die, die wollten, noch eine zweite Runde außerhalb des Campus. Wir sind der gruppe von Studenten nach und landeten plötzlich in einem japanischen Lokal, wo der Vizedekan mit ein paar Studenten saß. Wir haben uns gefragt wo all die anderen Studenten hin sind, und sind dann draufgekommen, dass es zwei "zweite Runden" gibt, und wir den falschen Studenten nachmarschiert sind. Also kurz bei einer der Organisatorinnen angerufen und herausgefunden wo die große Gruppe ist. Dort hatten sich bereits zwei Professoren und ca. 25 Studenten versammelt. Einige der Leute habe ich aus meinen Kursen gekannt, und wir hatten es sehr lustig. Als einer meiner Seniors dann allen erzählt hat, dass ich Koreanisch kann, wollten sie nur noch Koreanisch mit mir reden, und auch der Professor hat nur noch Koreanisch gesprochen. Nach mehreren Stunden in dieser lustigen Runde haben sich die beiden Gruppen (unsere und die des Vizedekans) in einem anderen Lokal wieder vereinigt. Und irgendwann war es 3 Uhr in der Früh und alle waren ziemlich müde. Doch als wir gerade vor dem Lokal standen und gehen wollten, entdeckte einer meiner Professoren ein Noraebang auf der anderen Straßenseite und so endeten 12 von uns mit 2 Professoren im Karaoke. Das war schon recht lustig, und vor allem als die Professoren anfingen zu singen hatten wir Studenten unseren Spaß. Auch ich war dann natürlich an der Reihe und habe mein koreanisches Standardlied (Naneun Na von Juju-Club) gesungen. Irgendwann waren dann die Weihnachtslieder an der Reihe und wir haben alle aus inzwischen heiseren Kehlen "Last Christmas" gesungen. Also wieder eine Nacht ohne viel Schlaf, da ich am späten Vormittag einen Termin hatte.

Am Freitag Abend gab es dann die ofizielle Verabschiedung der Austauschsstudenten. Ich wurde zwar nicht verabschiedet, da ich ja noch ein Semester bleibe, aber viele meiner Freunde gehen. Nach dem Buffet gab es eine Tombola, bei der ich eine Kaffeetasse mit dem Unilogo drauf gewonnen habe. Ein kleiner Trost dafür, dass ich bei der Wahl zum beliebtesten Austauschstudenten (wer denkt sich bloß so einen Blödsinn aus) leider leer ausgegangen bin. Danach hat sich die riesige Gruppe in ein Lokal in der Nähe der Uni gesetzt. Aber als viele der Studenten nach Mitternacht noch nach Hongdae (ein Partyviertel 40min entfernt) gefahren sind, habe ich nicht mitgemacht, sondern war froh zum ersten Mal seit langem vor 4 Uhr ins Bett zu kommen.

Am Samstag habe ich mein Semesterende dann mit meinen alten Freunden in Sinchon gefeiert. In den letzten Wochen hatte ich leider wenig Zeit sie zu besuchen. Nach einem Essen bei unserem Lieblingsjapaner sind wir in unser Stammlokal gegangen. und wieder zurück in der Wohnung von Gijs und Jay gab es dann noch etwas vom schottischen Whisky, den Gijs Eltern mitgebracht hatten. Irgendwann sehr spät habe ich es mir dann am Fußboden gemütlich gemacht und bin eingeschlafen. Am Sonntag sind wir alle dann so gegen 11 Uhr aufgestanden, und während Jay Tee gekocht hat, hat Gijs Croissants für das Frühstück geholt. Am Nachmittag sind wir dann mit zwei weiteren Freunden Essen gegangen und danach in ein Einkaufszentrum in den Süden gefahren um ein wenig herumzustöbern.

So, was ist geblieben vom Stress der Prüfungswoche (ich meine den Stress des Lernens wegen, nicht die Feiern danach)?
1) Mein Schlafrythmus ist bis heute nicht wieder normal. Ich bleibe viel zu lang auf.
2) Ich habe das Semester mit lauter "A" abgeschlossen. (Ein A+, zwei A, ein A-)

Saturday, December 20, 2008

Abschied von Prof. Chung

Für Prof. Chung war dies das letzte Semester an der GSIS. In der vorletzten Woche hat er sie Teilnehmer seines "Chinese Politics" Kurses zum Abendessen eingeladen. Am Donnerstag Abend haben wir uns (9 Studenten und der Professor) in einem koreanischen Lokal in der Nähe der Universität getroffen und gemeinsam gegessen. In einer lustigen Runde haben wir Fleisch gegrillt und mit einer Flasche Soju auf das zu Ende gehende Semester angestoßen. Danach hat uns Prof. Chung unterhaltsame Geschichten aus seiner Zeit als nationaler Sicherheitsberater des Koreanischen Präsidenten (in seine Dienstzeit fiel unter anderem die erste Nuklearkrise mit Nordkorea) und aus seiner Zeit als Koreanischer Botschafter in Beijing erzählt. Zum Abschluss erinnerte uns der Professor aber noch einmal ausdrücklich an die Abgabefrist für die letzten schriftlichen Arbeiten seines Kurses.

Am Montag darauf war dann die letzte Stunde. Nach einer recht lebhaft geführten Diskussion über die Taiwan-Problematik haben wir gemeinsam den Stoff dieses Semesters noch einmal kurz zusammengefasst.

Zum Ende der Stunde kamen einige Studenten der Studienrichtungsvertretung mit einer Torte und wir haben noch kurz den Abschied des Professors gefeiert und uns für seinen interessanten Unterricht bedankt.

Meine Kurse auf der GSIS 4/4

So nun etwas über meinen letzten Kurs auf der GSIS.

History of the Korean-American Relations (Donnerstag 14:30-17:30)

Dieser Kurs war in zwei Teile geteilt. Die erste Hälfte des Semesters unterrichtete Prof. Park, die zweite Hälfte Prof. Sheen.

In der ersten Hälfte behandelten wir die Beziehungen zwischen Korea und den USA seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Dabei haben wir die Beziehung im globalen Kontext (kalter Krieg) betrachtet und eine Menge originaler Dokumente, die für die amerikanische Außenpolitik und Strategie wichtig waren gelesen. Jede Woche war auch eine ein- bis zweiseitige Zusammenfassung des Lesematerials abzugeben, und zur Semestermitte mussten wir ein Paper abgeben. Dazu musste jeder Student noch eine Präsentation halten. Gegen Ende seines Abschnitts hat uns Prof. Park in ein nahegelegenes Restaurant zum Essen eingeladen, und danach waren 4 Studenten (darunter auch ich) mit ihm noch etwas trinken und haben noch mit ihm geplaudert.

Im Unterricht von Prof. Sheen mussten wir zwar keine Zusammenfassungen abgeben, der Leseaufwand war aber mindestens genauso hoch. Prof. Sheen hat es sehr gut verstanden eine interessante Diskussion ins Rollen zu bringen, und mir hat dieser Teil des Kurses besser gefallen als der Beginn. Das lag aber sicher auch daran, dass im zweiten Teil die neuere Geschichte der Beziehungen behandelt wurde, über die ich besser Bescheid wusste als über die Ereignisse der 50er und 60er Jahre. Das Abschlusspaper mussten wir zum Thema: "Die Zukunft der Koreanisch-Amerikanischen Beziehungen" schreiben.

Auf den Hund gekommen

Wenn man in einem fremden Land lebt, gilt es immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Auf meiner ersten Koreareise 2005 habe ich gekochte Seidenraupenlarven gegessen aber keinen besonders großen Gefallen daran gefunden. Zu den (zumindest für Europäer) exotischeren Spezialitäten auf koreanischen Speisekarten zählen Hundesuppe und lebende Oktopusse. Marco und ich haben schon öfter darüber gesprochen, dass es seltsam ist, dass wir schon so lange in Korea sind und noch nie Hund gegessen haben. Heute war es so weit.
Mit ein paar anderen Freunden und einem koreanischen Freund von Marco sind wir in Sinchon in ein auf Hunde spezialisiertes Restaurant gegangen. Hund wird in Korea für gewöhnlich in der Suppe gegessen, Hundeschnitzel oder Hundeburger sucht man vergeblich.

So sieht das also aus, wenn man Hund bestellt:


Weil das für die meisten von uns eine neue Erfahrung war machten wir natürlich viele Fotos:


Also wie schmeckt Hund? Schwer zu sagen. Am ehesten würde ich es mit Lamm vergleichen. Es hat ein wenig Eigengeschmack, der war aber nicht so stark wie ich angenommen/befürchtet habe. Die Fleisschstücke werden in eine Sauce getunkt und dann gegessen, dazu gibts wie immer Reis und Kimchi.


Es gibt nicht mehr allzuviele Restaurants, die sich auf Hund spezialisieren, da immer mehr Koreaner keinen Hund essen. Es gilt eher als "alte Männer" Gericht und wird vorwiegend im heißen Sommer gegessen um Kraft zu spenden. Außerdem ist Hund wesentlich teuerer als gewöhnliches Fleisch, unser Essen hat 12.000 Won (also ca. 7 Euro) gekostet.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich es gar nicht so schlecht fand wie ich vorher befürchtet hatte. Der Spaß beim Essen kam allerdings eher von der Tatsache etwas ungewöhnliches zu essen und weniger vom umwerfenden Geschmack.

Tuesday, December 16, 2008

Meine Kurse auf der GSIS 3/4

Das Semester ist vorbei, jetzt komme ich wieder dazu Blogeinträge zu schreiben. In den nächsten Tagen werde ich versuchen die Ereignisse der letzten zwei arbeitsreichen Wochen nachzuholen.

Aber zuerst einmal werde ich über die beiden anderen Kurse schreiben, die ich dieses Semester besucht habe.

Understanding East Asia (Mittwoch 14:30-17:30)

Dieser Kurs wird von Prof. Park gehalten. In der Kursbeschreibung im Internet stand, dass dieser Kurs nur von Studenten der GSIS besucht werden kann, also keine Studenten anderer Fakultäten zugelassen sind. Da ich ja auch ofiziell Student der GSIS bin kein Problem. In der ersten Stunde hat der Professor aber nachdrücklich alle Austauschstudenten zum Verlassen seiner Lehrveranstaltung aufgefordert und gemeint, dass das eine schwierige Lehrveranstaltung mit einem hohem Arbeitsaufwand ist, und es speziell für die Austauschstudenten eine leichtere Lehrveranstaltung zu diesem Thema gibt. Daraufhin haben die ca. 6 Austauschstudenten den Hörsaal verlassen und ich bin zum Prof. gegangen und habe ihm erklärt, dass dieser Kurs zu meinem Fachgebiet passt und ich daher vorhabe diesen Kurs zu belegen. Daraufhin hat mir der Professor gesagt, dass ich ruhig bleiben kann.

In der ersten Hälfte des Kurses wurden verschiedene Themen zu Ostasien durchgenommen. Unter anderem Generationswechsel in der Chinesischen Führungsspitze, die wirtschaftliche und politische Entwicklung Japans, der Aufstieg Chinas, Zivilgesellschaft in Ostasien und Koreas Rolle in Ostasien. Die zweite Hälfte des Kurses beschäftigte sich mit der regionalen Integration in Ostasien. Für jede Stunde war ein umfangreiches Kurspaket zu lesen, und jede Woche gab es eine andere Gruppe von Studenten, die eine kurze Zusammenfassung geben musste und danach die Diskussion leiteten. Mehrere Male hat der Professor andere Professoren und externe Experten eingeladen über ihr Fachgebiet zu referieren.

Das Witzigste am ganzen Kurs war, dass Prof. Park bis zum Schluss unbeirrbar der Meinung war, dass ich aus Deutschland komme. Daher habe ich viele Fragen bekommen, wie irgendwas in Deutschland ist, oder wie die Deutsche Position zu bestimmten Themen sei. Ich habe immer mit "Ich komme zwar nicht aus Deutschland sondern Österreich, aber ich werde versuchen Ihre Frage so gut es geht zu beantworten." geantwortet. Für alle anderen Studenten, die sehr schnell mitbekommen haben, wo ich herkomme war es wahnsinnig lustig, und am Schluss des Semesters konnten sie sich ihr Lachen nicht mehr verkneifen.

Für die Vorbereitung auf die vom Stoffgebiet recht umfangreiche Prüfung haben wir eine große Lerngruppe gebildet, in der jeder ein Kapitel auf zwei A4 Seiten zusammengefasst hat. Dadurch haben wir zusammen eine wirklich brauchbare Zusammenfassung bekommen. Zusätzlich zu der Prüfung musste jedes Team eine 20minütige Präsentation halten, wobei mein Team sich die Entwicklung des Tourismus in Ostasien angesehen hat, und wir darüber referiert haben.

Was mir an diesem Kurs besonders gut gefallen hat war, dass es vor allem gegen Ende des Semesters sehr gute und interessante Diskussionen gab. Da beim Thema "Regionale Integration" meistens die EU als Beispiel herangezogen wird, hat der Professor besonders versucht die europäischen Studenten (außer mir gab es zwei andere) einzubinden. Dabei ist uns klar geworden, dass die Koreanischen Studenten eine recht einseitige, positive Sicht auf die EU haben, und über die Probleme und Hindernisse der EU fast nichts wussten. Das hat uns zu dem Schluss geführt, dass das Marketing-Team der EU in Korea wirklich gute Arbeit leistet.

Mein Buddy

Am Anfang des Semesters bekam jeder Austauschstudent einen Buddy zugewiesen. Das sind koreanische Studenten, die einem als Ratgeber und Helfer zur Verfügung stehen. Mein Buddy heißt Hyun-Soo. Er studiert Wirtschaft und spricht halbwegs passables Deutsch, da er das seit der Highschool gelernt hat und er einen Sommer in Deutschland verbracht hat. Noch bevor das Semester begonnen hat, wollte er sich dauernd mit mir treffen um mir zu helfen alles zu erledigen. Im Allgemeinen brauchen die Austauschstudenten eine Menge Hilfe vom Wohnungssuchen, Beantragen der Ausländerregistrierungskarte, Anmelden eines Handys, etc. Da allerdings gerade mein Bruder zu Besuch war, hatte ich keine Zeit meinen Buddy zu treffen. Der hatte allerdings dauernd die Befürchtung, dass er seine Aufgabe nicht gut macht, wenn er mir nicht bei all diesen Dingen hilft, und es war recht mühsam ihn davon zu überzeugen, dass ich schon einige Zeit in Seoul wohne und bei diesen Dingen sehr gut alleine zurechtkomme. Irgendwann hat er das dann eingesehen, und wir haben uns einige Male zum Mittagessen getroffen. Es war immer recht interessant, da wir in einem Mix aus Deutsch, Englisch und Koreanisch reden und manchmal in einem Satz alle drei Sprachen verwenden. Er hat sich jetzt für ein Auslandssemester in Berlin beworben und ich habe ihm beim Erstellen seiner Bewerbungsunterlagen geholfen.
Zum Abschluss des Semesters waren wir gestern Abend in einem vietnamesischen Restaurant Essen und dann hat er mich in seine kleine Wohnung eingeladen. Und da er weiß wie sehr ich Wein mag, ich hier aber fast nie dazu komme welchen zu trinken, hatte er eine gute Flasche chilenischen Rotwein gekauft und wir haben lange geplaudert. Er hat mich dann auch eingeladen in den Ferien mit ihm einmal ein Wochenende zu seiner Familie in den Süden zu fahren.
Er ist wirklich ein guter Freund geworden, und es ist sehr praktisch jemanden zu haben, der die Uniabläufe kennt und einem bei Problemen und Fragen jederzeit helfen kann.

Monday, December 01, 2008

Ausräuchern

Auf der Website des Studentenheims fand sich letzte Woche der Hinweis, dass am Donnerstag in allen Gebäuden Insektenvernichtungsmittel gesprüht wird. Und nachdem das geschehen ist, sollte man besser für einige Zeit die Gebäude nicht betreten. Dummerweise stand da nicht wann das geschieht, es war angeben, dass es irgendwann zwischen 9 und 18 Uhr geschieht. Also bin ich ganz normal meinem Tagensablauf nachgegangen. Doch als ich zu Mittag zurückkam, kam aus den Türen des Wohnheims nur dichter Rauch. Nachdem aber meine Bücher alle in meinem Zimmer waren bin ich reingegangen (laut Website ist das Zeug nicht giftig, auch wenn ich mich frage wie es dann eventuell vorhandene Insekten töten soll).

Das Problem war eher, das man ungefähr das gesehen hat:


Zum Glück kenn ich mich hier ja gut aus und habe mein Zimmer auch im Blindflug gefunden. Der Trick ist zu wissen wo am Gang der Wasserspender steht. Ein anderer Student hat das nicht so genau gewusst, und ich habe ihn fluchen gehört als er dagegengelaufen ist.

Im Zimmer habe ich schnell meine Bücher gepackt, habe das Fenster aufgemacht und bin schnell wieder hinausgelaufen um meine Lebenserwartung nicht sinnlos weiter zu verkürzen. Jetzt habe ich ungefähr eine Ahnung wie es ist, wenn bei einem Feuer alles voller Rauch ist, auch wenn der Pestizidrauch verglichen mit Brandrauch in den Augen und beim Atmen nicht so schlimm war.


So nach einer Stunde haben wir uns kurz wieder hineingewagt um alle Notausgangstüren zu öffnen und mit den Klimaanlagen frische Luft in die Zimmer zu pumpen. Und nach 1 1/2 Stunden war dann wieder alles ganz normal.